Schwesternurlaub an der Algarve


Je länger sich der Winter hinzieht, desto mehr sehnen wir uns nach Sonne. Wir haben schon ganz vergessen, wie es sich anfühlt, von Sonnenstrahlen gewärmt zu werden, und haben unser Leben weitestgehend auf drinnen verlegt. Welch besseren Moment gibt es da als sich in den Süden zu verkrümeln?

Oder, genauer gesagt, in das 5 Sterne Hotel Grande Real Santa Eulalia nahe Albufeira für eine Woche?

Vermisst habe ich Filip schon, sehr sogar, ich glaube, es war das erste Mal, dass ich wirklich Heimweh hatte. Aber wunderschön und witzig und spannend und sonnig war es trotzdem! Daher lasst mich euch von den Abenteuern der Schwestern am Strand der Algarve erzählen.
Das ist der Strand direkt vor dem Hotel:
Komplett mit Klippen und feinem Sand und fast spiegelglattem Meer.

Das waren die Poollandschaft und unser Hotel:

Das Beste war auch, dass es einfach ziemlich leer war. Um die Jahreszeit sind nur Senioren und Familien mit Kleinkindern da, und von beidem nicht sonderlich viele. So ist man morgens und abends komplett allein draußen, nur mittags treiben sich einige Gestalten auf den Anlagen herum. Das hat ein sehr entspanntes Flair zur Folge.

Auch das inklusive Frühstücksbuffet hat mir gut gefallen. Jeden Tag haben wir 30-60 Minuten mit zahllosen Gängen verbracht, in dem schönen hellen Frühstücksraum sitzend, frischen O-saft und Sekt und Kaffee und Tee trinkend, Küchlein- und Papaya- und English-Breakfast essend. Dazu muss man sagen, dass wir uns den Rest des Tages mit der Hilfe von mitgebrachtem Dosenessen und Keksen ernährt haben, also musste das dann auch erst einmal vorhalten.

Da wir auch einige der wenigen waren, die unter 30 und nicht in Pärchenformation waren, waren wir auch meist die einzigen, die die angebotenen Aktivitäten gemacht haben. 

Meine Lieblingsaktivität der ganzen Woche war Stand Up Paddling! Wir hatten einen wunderbaren Tag erwischt und einen  gut gebauten netten SUP-Lehrer, der uns, als einzigen Schülern, alle möglichen Tricks beibrachte, die ich zu meinem großen Stolz dank meiner Longboarding-Vorerfahrung sogar halbwegs hinbekam was einfach RIEESigen Spaß gemacht hat! Meiner Meinung nach hat SUP auch die entscheidenden Vorteile, dass es a) sehr schnell erlernbar ist und es jeder ziemlich fix hinbekommen kann (ungleich surfen) und b)man keine Angst vor dem herunterfallen haben muss (ungleich longboarding):



Mein zweites Highlight war unsere (Rentner-)Bustour. Ein Auto zu mieten haben wir uns nicht getraut bzw. hatten keine Lust auf den Stress, der damit einherkommt und von daher haben wir uns für die faule (und günstige) Variante der Bustour entschieden. Einen Tag haben wir damit verbracht, die Algarve abzufahren, inklusive alter Burg-Berg-Städte, dem Monchique-Gebirge, Verkostung des lokalen Aguardiente (Feuerwasser), eines schrecklichen Mittagsmahls in einer Gaststätte für Bustouristen wie uns, dem Cabo de Sant Vincente  - das damals als das Ende der Welt angesehen wurde bevor die Portugiesen begannen, die Welt von der Algarve aus zu erkunden – und Hafenstädte, die sich dafür rühmen können den ersten Sklavenmarkt Europas gehabt zu haben (chrm).



Damit bin ich also praktisch am alten und neuen Ende der Welt gewesen: Das Ende der Welt der alten Welt (Cabo de Sant Vincente) und das der neuen Welt, von uns aus gesehen Neuseeland. Das erste Bild ist übrigens ein Azulejo, eine heute typische Fliesenmalkunst, die die Mauren in die Algarve brachten.

Eine zweite Bustour führte uns nach Lissabon, aber dort kam es uns im Vergleich zur Algarve furchtbar voll vor und wenig sonnig und daher waren wir nicht untraurig, als wir wieder zurückfuhren. Immerhin konnte ich die Bauten bewundern und noch einmal die berühmten Pastel de Belém essen, an die ich seit meinem ersten Besuch vor einigen Jahren beständig denken muss:
Eine der drei viel fotografierten Cable Cars, die vor kurzem noch in Benutzung waren, sind seither geschlossen worden. Kein Wunder bei dem stolzen Preis von 3,80 EUR für eine Fahrt den Berg hoch, den man in fünf Minuten auch selbst erklimmen kann.
Ja, die Algarve ist vollgebaut und voller Touristenfallen. Ja, sie hat wenig ursprüngliches, wenig portugiesische Kultur. Es gibt Hotelburgen in Massen. Aber es gibt auch wunderschöne Landschaft und durch das Monchique-Gebirge ein Mikroklima, das fast durchgängig Sonnenschein vorweisen kann, während der Rest des Landes in Wolken versinkt. Hinzu kommt, dass man das ursprüngliche, interessante, historisch einzigartige schon findet (wer suchet). Bewaffnet mit Reiseführer und/oder der Hilfe einer Bustour kommt man der Jahrtausende alten spannenden Geschichte der Gegend auf die Spur, die schon die Iberer, die Römer, die Westgoten, die Mauren und Araber und dann wieder Christen gesehen hat, die allesamt ihre Spuren hinterlassen haben.

Und dann ist da noch die Sprache. Portugiesisch lesen – kein Problem für Menschen, die des Spanischen mächtig sind. Portugiesisch hören und verstehen – unmöglich. Man erkennt genau… nichts wieder. Das liegt unter anderem daran, dass viele s-Laute als “sch” ausgesprochen werden. Aus Vasco da Gama wird dann “Vaschco da Gama”. Aus der Stadt Silves wird “Silvesch”, aus Lisboa wird “Lischboa” und aus Lagos wird  - genau – “Lagosch”. Unser Fitnesslehrer hat dann auch immer ein “h” vor die Vokale am Wortanfang gehängt, was uns ziemlich verwirrt hat: “Put your harms on the floor! And now the hellbows down! OK!”
Mein liebstes portugiesisches Wort ist dieses:
Criancas heißt “Kinder”. Jedes mal, als ich den Fahrstuhl benutzte, musste ich kichern, weil mich das Wort an “Crickets”, also auf Deutsch “Grillen” erinnert hat.

Insgesamt war es eine tolle Zeit, weil ich mit Jule einfach wegen unserer gemeinsamen Familienhistorie viele Eigenschaften teile, die den Tagesablauf recht einfach und angenehm gestalten. Außerdem gehört sie zu den Personen auf der Welt, mit der ich am meisten Spaß haben kann und Witze machen kann. Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass wir ein sehr luxuriöses Hotel an einem sehr schönen Strand fast für uns hatten, was wir beide sehr schön fanden.
Auch wenn ich jetzt für die nächste Zeit erst einmal mein Wegfahrkontingent überdenken werde und eigentlich gar keine Lust habe, mehr als drei Tage von Filip weg zu sein (verrückt, was die Liebe mit einem macht!) habe ich es also ingesamt schon sehr genossen 

Liebe Grüße! Bye por enquanto.

How to Budget Algarve:
Urlaubspiraten.de! In der Nebensaison brauchen viele Hotels Gäste, und da bekommt man Pakete wie unseres mit allem inklusive (Zug zum Flug, Flug, Transfer, Hotelübernachtungen und Frühstück) für 299€. Vor Ort sind die Bustouren sehr günstig (Tagestouren sind bereits ab 30€ zu haben) und sogar noch günstiger, wenn man sie in einem Reisebüro in der Stadt bucht und nicht in den Hotels, die 8-10€ Kommission auf die Preise draufschlagen. Den Tipp haben wir von einem indischen Ehepaar bekommen, mit dem wir uns auf einer der Bustouren angefreundet haben. Ansonsten kann man sich – wie überall – auch Lebensmittel mitnehmen oder in den Supermärkten besorgen. Insgesamt hatte ich so eine Woche Luxusurlaub mit vielen Aktivitäten für ca. 400€, was wirklich günstig ist angesichts der Qualität des Hotels und der Tatsache, dass wir nichts selbst planen mussten, was zur Abwechslung auch ganz nett ist.

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