Liebe Freunde der Nacht,
die dunkle Jahreszeit ist über uns gekommen wie ein Dieb in der Finsternis, hat uns hinterrücks überwältigt und hält uns in ihrem eisigen Griff umklammert. Spätestens seit der Zeitumstellung ist es früh dunkel und man mag gar nicht mehr rausgehen wenn man einmal drinnen ist und es bereits - gefühlt - mitten in der Nacht ist und draußen so verlockend ist wie das Innere eines Kühlschranks.
Daher haben Papa und ich uns in den Herbstferien aufgemacht in die wärmeren Gefilde unserer Erde. Die Bedingung war, dass es neu für uns beide ist und nicht zu weit weg. Nach viel hin und her haben wir uns für Sizilien entschieden. Eine Woche herumreisen und eine Woche wwoofen sollten es sein.
Allora. Wo beginnen?
Am Liebsten würde ich euch einfach all die Fotos zeigen und dann von all den Merkwürdigkeiten berichten, die mir dort über Italien aufgefallen sind. Also, warum nicht? Beginnen wir mit der Fotogalerie:
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Balkon unseres Airbnb in Catania, mit Blick auf den Ätna |
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Palmen! Und Menschen in Deutschland frieren sich den Popo ab, haaha |
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Dieses Foto ist wunderbar italienisch, findest du nicht auch? |
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Burg in Catania |
Catania hat mir nicht so richtig gefallen, alles war zu heiß und zu voll. Catania ist nach Palermo die zweitgrößte Stadt Siziliens. Es waren 25°C und wir mussten 2km ins Stadtzentrum laufen, da waren wir schon kaputt nachdem wir angekommen waren! Aber das Airbnb war wirklich nett.
Anfängerfehler: Ich hatte viel zu viel mitgenommen (14kg, bei Abreise 16kg). Und wir waren mit Backpack + Eisenbahn unterwegs. Ich habe an jedem Reisetag einen zu viel bekommen, bis Papa heldenhaft die schwersten Teile meines Rucksacks bei sich eingesteckt hat.
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Noto, eine Stadt auf einem Berg.Sehr museal und dramatisch und kirchlich alles. |
Zu Noto muss man sagen: Es ist als Museum Siziliens bekannt, hat viele Kirchen und Palazzi und barocken Schnickschnack. Da es so touristisch ist, ist der Funke nicht so richtig bei mir übergesprungen. Ich fand es schön, war aber nicht begeistert.
Italian Fact Nr. 1: Alle großen Supermärkte sind außerhalb der Stadt, also für Menschen ohne fahrbaren Untersatz nicht erreichbar. In den Städten selbst gibt es nur private Minimärkte, die dann auch ca. 13-16 Uhr Mittagspause machen.
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Les grandes gestes des italiens - Signori im Ruhestand chillen auf dem Marktplatz |
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Noto von halboben |
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Eins meiner Lieblingsfotos - könnte man direkt für einen Katalog nehmen wegen der professionell verwischten Kellner im Hintergrund, non? |
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Dieses Restaurant war das Beste an Noto - Pasta in Ricotta mit Mandeln und ein großartiger Rotwein dazu |
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Unser Airbnb in Syrakus |
Syrakus war großartig. Hatte ich bis hierhin ein bisschen die Reiseleidenschaft vermisst, die mich bis jetzt immer sofort gepackt hatte und über kleine Unannehmlichkeiten hinwegsehen lassen hatte, meldete sie sich hier zurück. Die Stadt des Archimedes, DIE In-Stadt der Zivilisation für eine Weile vor - sagen wir mal einer ganzen Weile. Kleine enge Gassen, nicht zuviel Touri-Schu-Schu, das Meer vor den Füßen und eine tolle Unterkunft.
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Mau |
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Hier waren wir schwimmen. Unser Airbnb war 5m davon entfernt, direkt in die Gasse rein. T-r-a-u-m-h-a-f-t! |
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Das hier hat mich auch sehr beeindruckt, ein altes Amphitheater. Das in der Mitte war entweder für die Nachstellung von Wasserspielen oder für das Auffangen des Blutes während der Gladiatoren-Kämpfe (uh!) |
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Das größte und am Besten erhaltene Amphitheater von Sizilien |
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Keramikkunst unserer Gastgeberin. Der Grund, warum ich jetzt auch einen Keramikkurs anfange.
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Amphitheater in Taormina - mit dem Meer und dem Ätna im Hintergrund |
Taormina - leider auch sehr, sehr touristisch. Leider kein Funke. Ich mag es nicht, mich wie ein Schweinchen zu fühlen, das die anderen dort gerne (finanziell) ausschlachten möchten. Das hat mit ehrlicher Begegnung und Schönheit für mich dann leider eher weniger zu tun, auch wenn die Landschaften und Städte objektiv schön sind. Aber dann ist das feeling einfach nicht so da.
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Trotzdem wunderschön! |
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Lieblingsaussicht vom Park aus - Sonnenuntergang mit Ätna |
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The Italian Way of Parking a Porsche |
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Isolabella |
Halbzeit! Jetzt gehts zum
Wwoofing!
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Zwei der vier Stinkehunde vom Host. Aber süß waren sie ja. Wenn man nicht in geschlossenen Räumen mit ihnen allein war. |
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Der Garten vom Host - ein Hektar exotische Fauna á la botanischer Garten. |
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Ausflug auf den Ätna! |
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Unsere Wwoofing-Crew |
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Hier sieht man deutlich den Unterschied zwischen neuer und alter Lava. Der Ätna ist einer der aktivsten Vulkane der Welt, wenn nicht der aktivste. |
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Dora |
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Alles Lavaaaaaaaaaaaaa |
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Blick von unserer Terrasse aus |
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Bananas aus dem Garten! Schnell essen bevor die Ratten sie holen. |
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The Crew at Work |
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Al Cantara Tal - Basaltsteine und eiskalte Flüsse. Alles, was mit "Al" anfängt, ist von den Arabern benannt, dieses Tal also auch (siehe Alhambra, Algarve etc.) |
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Spontane Weinprobe auf dem Castiglione die Sicilia - die Momente, die ich am Reisen so liebe |
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und tolle Aussichten über das Tal |
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Yoga con gli cani |
Das Wwoofing hat mir, wie auch die erste Woche der Reise, gemischt gefallen. Eine Wand unseres Zimmers war z.B. nicht existent, was es Kriechtieren mit mehr Beinen als ich sie besitze einfach machte, sich uns als Zimmergenossen anzubieten. Ich kam dort schon komplett zerstochen an da in Italien die Mücken noch nicht alle den Kältetod gestorben waren und machte dort dann Bekanntschaft mit Spinnen, Tausendfüßlern und Feuchtigkeit in meinem Bett. Schön! Leider mehr Normalität beim Wwoofen als dass ich wirklich überrascht gewesen wäre. Hätten wir ein warmes, trockenes UND insektenfreies Bett bekommen, dann wäre ich überrascht gewesen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man so zu schätzen lernt.
Dafür war das Essen wirklich lecker, die Umgebung war atemberaubend schön und wir haben einige wirklich tolle Ausflüge unternommen. Die Insidersicht präsentiert zu bekommen war es das dann auch wirklich wert, trotzdem waren sowohl Papa als auch ich nach den zwei Wochen froh, wieder nach Hause zu fliegen.
Puh! So viele Fotos, schon geschafft!
Jetzt muss ich aber noch unbedingt meine Kuriositätensammlung teilen, denn ich habe fleißig beobachtet und geforscht:
- Italiener essen nicht Fleisch und Beilagen. Sondern den ersten Gang Pasta und den zweiten Gang Fleisch/Fisch. Beilagen dazu muss man dann extra bestellen. Kleine dünne Piepsis wie ich sind dann mit dem ersten Gang vollkommen zufrieden, das ist wie bei uns eine ganze Mahlzeit. Machen aber auch nicht alle Italiener, sich durch alle Gänge schlemmen.
- Autohupen klingen in Italien viel netter irgendwie. Sie hupen so süß bevor sie ungebremst durch eine Kreuzung brettern um nicht anhalten und gucken zu müssen.
- "Caffé" in Italien ist das, was man bei uns als Espresso bezeichnet. Da ist so viel Geschmack drin wie bei uns in fünf Kannen Filterkaffee. Das schmeckt ausgezeichnet. Aber wer sich damit hinsetzt und es sich bringen lässt bezahlt gern mal drauf. Deswegen trinken ihn viele Italiener nur an der "bar" im Stehen.
- Die Bettdecken! Madonna! Bis Ende Oktober schlafen viele Italiener mit nichts als einer einzelnen Schicht Bettlaken als Decke. Wie überleben sie das?
- Klobrillen. Sind anscheinend kein Muss auf jeder Toilette.
- Züge. Viel günstiger als bei uns. Vier Stunden Fahrspaß für 16 €. Dafür würde man hier mindestens 70€ zahlen.
- Italiener sind kleine heimliche Schnapsdrosseln. Schon zum Frühstück gibt es für die die es mögen "Caffé Corretto" (korrigierten Kaffee) mit einem kräftigen Schuss Grappa. Zum Mittag und Abendessen selbstverständlich Wein, mehrere Gläser.
- Sizilianer sind eigentlich keine Italiener, sie bezeichnen sich in erster Linie als Sizilianer und identifizieren sich eher sekundär mit Italien. Sizilien ist ja auch als autonome Region anerkannt. Leider ist es sehr arm, was man auch deutlich merken kann.
Und jetzt kommst du: Warst du schon einmal auf Sizilien oder in Italien? Was ist dir an den Italienern (bzw. pardon, den Sizilianern) aufgefallen? Habe ich etwas vergessen?
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