Wo die Franken wohnen - Ausland im eigenen Land




Letztes Wochenende hatten die Kinder Zeugnisferien und ich ein verlängertes Wochenende. Nachdem meine Weihnachtsferien schon eher mäßig entspannend waren mit einer Hausarbeit und anderen spaßigen Seminaraufgaben, war ich ziemlich reif für mal-rauskommen-und-abschalten.
Im Referendariat geht es gerade auf die Prüfungszeit zu, aber da auch gerade einige Abgabefristen um waren, hatte ich so eine kleine Atempause, um den Joachim zu besuchen. Den kenne ich schon aus meiner Zeit als Mallorca-Animateurin und früher haben wir uns öfter gegenseitig besucht, was dann aber während meiner Zeit als brave Ehefrau eingeschlafen ist.

Nun machte ich mich also auf die Bahn-Socken, um ihn in seiner inzwischen-Heimat Erlangen zu besuchen. Mit der Bahncard 25 hat mich der fünfstündige Fahrspaß auch nur 73€ hin und zurück gekostet, was vollkommen vertretbar ist! Was ist da los, Bahn und erschwinglich? Vielleicht sind sie in einer Identitätskrise. Neulich habe ich sogar Verspätungs-Formulare ungefragt vom Bahnpersonal ausgeteilt bekommen, weil mein Zug über 60 Minuten Verspätung hatte. Krasse Kundenfreundlichkeit, was geht!



 Die Fahrt führt über die schöne Kasseler Tallandschaft, über Fulda und Würzburg, und dann von Nürnberg nach Erlangen. Dort ankommen ist wie im Bayern-Prospekt aussteigen. Nächster Halt Ausland möpmöp!



Allein mit diesen schräg gestreiften Fensterläden! Man merkt schon echt, dass Deutschland bis 1871 noch aus den zwei Großreichen Preußen und Österreich-Ungarn sowie kleineren Königreichen bestand und bis dahin sehr unterschiedlich kulturell gewachsen ist. Erlangen beispielsweise gehörte zum Königreich Bayern. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.



Jogi wohnt gegenüber von dem oben gezeigten Häuslein in einem etwas größeren Haus in einer WG mit lauter kleinen Holzöfen und Kartenspielen und einem kleinen Kind und um zum Klo zu kommen, muss man über den Innenhof gehen. Das mag ich, auch wenn es natürlich schon etwas unbequem kalt ist teilweise. Aber schön. Ich mag ja so Sachen.

Am ersten Tag bin ich dann ein bisschen durch die Stadt geschlendert und im botanischen Garten im Gewächshaus gelandet. Allein der Geruch dort transportiert Urlaubsgefühle. Ich habe mir ein paar Kirchen von außen angeschaut und den "Berg", auf dem Ende Mai die Bergkirchweih stattfindet, bei der lauter Menschen in Trachten viel trinken und auf dem Berg sitzen und Bier trinken, das in langen Tunneln im Berg gelagert wird. Vielleicht schaffe ich es ja dieses Jahr dorthin. Ein Dirndl habe ich mir auf jeden Fall mal vorsorglich von Kleiderkreisel bestellt.


Am zweiten Tag waren wir dann wandern in der Fränkischen Schweiz. Da waren wir, da außerhalb der Saison und unter der Woche, auch ganz allein. So allein, dass noch nicht mal die Einkehrgaststätten auf hatten und wir uns, nachdem wir in Schneewehen und vom beschilderten Weg abgeraten waren, schon mit einem Leben im Wald unter Wölfen abgefunden hatten. Zurück in der Zivilisation fielen wir dann wie hungrige Bären im Dorfsupermarkt ein und kauften Backwaren, Obazda und gekochte Eier, die wir im Auto verspeisten. Ich war erst ganz enttäuscht, dass meine Kümmelstange (ich liebe alles mit Kümmel!) ganz trocken war, bis mir erklärt wurde, dass die außen so knusprig sein soll und daher mitnichten außerplanmäßig trocken sei. Aha.



Abends waren wir noch kochen bei Freunden von ihm und in seiner Gin-Bar, wo er ab und an arbeitet. Mitarbeiter-Rabatt von 50% ist gefährlich für Menschen wie mich, die nicht gut darin sind, nach einer gewissen Menge an Alkohol wieder aufzuhören mit Trinken.

Samstag waren wir dann auf persönlichen Wunsch und da ich noch nie dort war in Nürnberg, was ganz schön ist aber wo ich mich auch nicht unbedingt länger aufhalten hätte müssen. Wir waren einmal kurz bei der Burg oben, von der aus man einen schönen Blick hat über die Dächer der Stadt. Es gibt eine beeindruckend große Kirche und einen Marktplatz mit einem goldenen Statuendingens.





Bei alldem muss man sich den fränkischen Dialekt dazudenken.


Und da war ich auch das erste Mal bei Hans im Glück, dieser Burgerkette mit Birkenstämmen drin! Da hab ich mich ja echt geflasht gefühlt wie die allerletzte Dorfjacke weil es da drinnen so schicki war und das einfach jahrelang an mir vorbei gegangen ist :D Oh Man!

Danach sind wir noch in die Kristalltherme, wo ich das zweite Mal an diesem Tag ziemlich geflasht wurde. Stell dir ein Riesenspaßbad mit einer Million Menschen drin vor (war auch Samstagnachmittags, also hm) und die Außen-Saunaanlage war voll im Bayern-Thema. Man lief also nackig im Handtuch durch ein kleines Almdörfchen mit kleinen Saunahäuschen und Draußenwhirlpools und Gebirgsflüsschen in der Mitte und allem. Es gab Saunaufgüsse, bei denen die Aufgießenden in Dirndls und Karohemden zu "Rock Mi" von Voxx-Club der voll besetzten Sauna einheizten. Zu Naturölaufgüssen gab es Eismasken dazu, es gab Heilerde-Anwendungen und nach dem Aufguss kleine Schüsselchen mit Brezeln und noch mehr Obazda. Dazu noch eine Skigondel-Sauna, die zum stündlichen Aufguss 15 Meter in die Höhe fährt, damit dann die nackigen Menschen von oben aus auf die anderen nackigen Menschen in den Jacuzzis runtergucken können. Und die Klostersauna mit Kirchgestühl haben wir ja gar nicht mal erst gefunden.
Die Welt ist wahrlich ein verrückter Ort.



Sonntag ging es dann auch schon wieder für mich zurück, ausgeruht und happy. Hier nochmal ein kleiner Zusammenschnitt:





Und das wars auch schon wieder!





Wie geht es jetzt bei mir weiter?
Keine Ahnung! Entweder werde ich an meiner Schule übernommen oder ich suche mir eine andere Schule in Deutschland (weiter im Süden?) oder aber ich gehe an eine deutsche Schule im Ausland. Da ist alles noch offen und es wird sich in den nächsten Monaten entscheiden, was passiert. Bis spätestens Ende Juni sollte ich das wissen, weil dann sind Sommerferien und ich werde aus dieser Wohnung schonmal ausziehen. Wohin ist dann noch die Frage.
Im privaten Bereich bin ich nach einem Jahr allein sein und mich sammeln (das brauchte ich auch) wieder bereit für etwas neues. Langsam wird es etwas langweilig und armselig, unzählige Stunden allein zu Hause vor dem Schreibtisch zu verbringen, und das Einzige, auf das man sich dann freuen kann, sind weitere Abendstunden mit sich selbst. Was ok ist weil ich gut allein sein kann. Aber eben nicht auf Dauer.

Oh, well! Bis dahin erfreue ich mich an kleinen Freuden des Lebens, zum Beispiel meiner neuen Oktopustasse, sonnigen und klaren Vogelgezwitscher-Morgenden und der Schmuse-Familienkatze. Mau!








Machts gut und Bis daaaaaaaaahaaaaaaaaaaann!

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