Norway - wo Dinge noch so sind wie man dachte dass es sie nicht mehr gibt


Sommerferien! Sechs Wochen frei! Was macht man mit all der Zeit, in der man leider wirklich gar keine Klassenarbeiten und Tests korrigieren und Unterricht vorbereiten kann?
Urlaub natürlich!
Ich war eine Woche bei meinen Eltern, eine Woche mit Freunden in Cornwall (Bericht folgt wenn mal Zeit ist), und zwei Wochen mit Jan in Norwegen. Davon sind wir eine Woche mit einem Mietauto herumgefahren und haben gecampt und eine Woche mit dem Segelboot mit einem befreundeten Pärchen durch den Oslofjord gecruist.

Das Video ist nicht perfekt aber man kann die Google Videos irgendwie nicht mehr so gut bearbeiten wie früher. Trotzdem ein schöner Einblick in unsere Reise, denke ich. Am Ende des Beitrags ist nochmal ein Video auch mit einigen Fotos drin. 




Vielleicht habt ihr schon davon gehört, dass man in Norwegen nach dem "Jedermannsrecht" überall campen darf. Das gilt zwar offiziell nur für fußläufige Wanderer aber es wird so praktiziert, dass auch viele motorisierte Touristen mit ihren Campervans und Wohnwägen dann irgendwo auf Rastplätzen oder an Seen übernachten, oder eben wie wir ihr Zelt aufschlagen. Solange dies nicht überhand nimmt und die Regeln der gegenseitige Rücksichtnahme beachtet werden (nicht auf Privatwegen in der Einfahrt, keinen Müll hinterlassen usw.) ist das sicherlich auch in Ordnung so. Man hört ja  immer, dass Norwegen so ein teures Reiseland ist, weswegen ich bis jetzt noch nicht dort war, aber durch diese Art des Reisens sind die täglichen Kosten sehr begrenzt.

Und man kann an menschenleeren Orten mit tollen Aussichten übernachten 
Anfangs war ich sehr skeptisch und fühlte mich nicht sicher - woher soll man denn wissen, dass nachts nicht einfach irgendein Verrückter mit einer Machete ankommt? Oder doch noch ein Besitzer des Grundstücks kommt und man nachts oder sehr früh verscheucht wird? Die ersten Nächte verbrachten wir daher in unserem Auto, dessen Rückbank man so umklappen konnte, dass man eine plane Fläche für unsere Luftmatratze hatte.
Eine Nacht wollte ich auch gern auf einen Campingplatz weil ich mich so einfach wohler fühlte.
Gegen Ende der Woche hatte ich aber genug Vertrauen gefasst als dass ich mich auch mit dem Zelten in freier Wildbahn wohl fühlte. Im Auto schlafen ist auch nicht das Nonplusultra weil die Fensterscheiben schnell von innen beschlagen und das dann auch eklig ist wenn die so kalt und nass sind um einen herum.

Tagsüber schauten wir uns Sachen an, fuhren gemütlich einen Teil der geplanten Strecke, wanderten hier und da ein wenig, und abends suchten wir uns mithilfe der Satellitenbilder bei Google Maps schöne Orte, von denen es zuhauf gab, und schauten uns diese an um zu entscheiden wo wir die Nacht verbringen wollten. Dann kochten wir am Campingkocher ein Abendessen (Nudeln mit Tomatensoße und Bohnen, oder Couscous mit Bohnen) und kuschelten uns danach ins Zelt. Ich hatte mir davor auch noch einen 3-Jahreszeiten-Schlafsack gekauft, der eine Komfortzone zwischen 1 und -4 Grad hat. Gerade richtig für mich Frostbeule bei ca. 10-15 Grad Nachttemperatur.


breakfast with a view


Wichtig in Norwegen als Autotourist ist, die Nationalen Touristenstraßen mitzunehmen. Diese sind nämlich viel, viel schöner als die normalen Autobahnen (auf denen man eh nicht schnell fahren kann, ebenso wie auf Bundesstraßen ist die Geschwindigkeitsbegrenzung oft bei 80km/h). Da kann man solche Ausblicke bewundern:


Das ist eins meiner Lieblingsfotos von der Reise, weil es meiner Meinung nach die Stimmung auf der Hochebene gut einfängt.

Sehr gut gefallen hat mir auch der Dovrefjell-Nationalpark, in dem es theoretisch auch wilde Moschusochsen gibt. Praktisch haben wir keine gesehen, dafür aber die wirklich wilde und andersartige Landschaft bewundern können.


Außerdem haben wir einige touristische Highlights mitgenommen, wie den Trollstiegen, eine Panoramastraße mit spektakulärem Ausblick:


Oder eine der sehr interessanten Stabkirchen, die aber leider immer schon zu hatten wenn wir da waren:



Abgesehen davon haben wir aber darauf geachtet, nicht allzu viele touristische "Highlights" abzuklappern und uns nicht allzu viel an Strecke vorzunehmen nachdem wir uns auf der Italienreise im Frühling dieses Jahres zu viel vorgenommen hatten und dann mehr gestresst waren als dass wir es genießen konnten. So konnten wir auch entspannt einen Nachmittag am See herumliegen und Bücher lesen (ich) oder Drone fliegen lassen (nicht ich). Worauf ich aber geachtet habe, ist, jede Zimtschnecke zu verspeisen, die sich mir in den Weg legte. Meine Lieblingszimtschnecken sind die, die mit Kardamom drin sind und ganz weich und noch warm sind. Dazu eine Tasse Kaffee, mhhh!



Nachdem ich mich endlich daran gewöhnt hatte an diese Art des Reisens der ersten Woche und dabei halbwegs entspannt sein konnte, war diese erste Woche auch schon vorbei und wir kamen in Trondheim an bei den Freunden von Jan.
Trondheim selbst ist sehr entspannt, außer was Parkticketpreise angeht, und hat mir gut gefallen.


Stau in der Bymarka, dem Stadtwald

Die zweite Woche sind wir dann durch den Oslofjord auf einem ausgeliehenen 11-Meter-Segelboot gesegelt. Die Jungs haben einen Segelschein, die Freundin von Jans Kumpel hat Eltern mit Segelboot und ich war ja auch schon mal auf einem. Das heißt, die drei haben Manöver gemacht und ihren Spaß dabei gehabt und ich habe mitgeholfen wenn es nötig war, mal ein bisschen gesteuert, und sonst mit meinem Buch hinten oder unten herumgesessen.



Wir hatten Glück mit dem Wetter und von allem etwas. Wir haben gut gekocht und gegessen, haben abends Black Stories gespielt, sind einmal auch an Land um herumzuwandern und einmal um Souvenirs im Supermarkt zu kaufen, aber sonst haben wir eigentlich überall geankert. Anfangs im Hafen, später auch an Bojen in kleinen Buchten mitten in der Natur, das war schön.
Was ich seitdem mehr zu schätzen weiß: unsere Wasserklosetts mit angeschlossener Kanalisation. Da könnt ihr euch jetzt euren Teil denken.


Wir waren auch öfter von Bord aus schwimmen und haben danach mit der Bord-Außendusche geduscht. Insgesamt war das Segelboot schon sehr luxuriös.
Man kann fast überall auch das Wasser aus Flüssen und Seen trinken in Norwegen, also haben wir unsere Kanister einfach am Wasserfall aufgefüllt als unsere Trinkwasservorräte zur Neige gingen. Verrückt!

Nach der Woche waren wir noch ganz kurz in Oslo unterwegs. Auf dem Rückflug über Kopenhagen war unser Flug überbucht, weswegen wir das Angebot angenommen haben, auf Kosten der Airline noch eine Nacht dort zu bleiben. So fanden wir uns dann in einem schicken Designhotel wieder in das wir mit einem Tesla-Taxi gebracht wurden und konnten am Folgetag noch durch die Innenstadt schlendern, das Instagram-Hipster-Viertel mit den bunten Häusern anschauen (no like, too hip, much people) und einen teil neugierigen und teils skeptischen Blick in Christiana werfen.
Ein sehenswerter Teil des Trips, wenn auch anstrengend.




Also dann, soviel von Norwegen! Diesmal gibt es keine tieferen Einblicke in Leben und Kultur, sondern wirklich nur eine Reiseerzählung.

Ich habe gerade meine Position an der neuen Schule begonnen und bin noch etwas überwältigt von all den vielen neuen Dingen, die auf mich zukommen. Es gibt noch keine Routine, es fehlen viele kleine Informationen, die den Alltag reibungslos ablaufen lassen,  ich muss mehr vorbereiten weil ich jetzt auch Oberstufen- und Bilikurse habe, und versuche das unter den Hut zu bringen mit Zeit mit Jan verbringen, mich gesund ernähren, Sport machen, und der zusätzlichen Pendelzeit von einer Stunde insgesamt pro Tag statt zehn Minuten mit dem Fahrrad.
Ich möchte mich überhaupt nicht beschweren und bin insgesamt überzeugt, dass sich das alles bald bessern wird. Jetzt mehr Stress zu haben ist ja normal. Ich bin sehr dankbar, dass ich das jetzt nicht jedes Jahr haben muss und dass ich eine Beamtenstelle ergattern konnte in einer Schule, in der alle nett und offen sind und die auch wirklich nah dran sind an meiner Wohnung in Böblingen.
Hier habe ich mein geliebtes Gemüsebeet (ich ernte seit Wochen daraus und muss eigentlich kein Gemüse von außen kaufen!) und ich finde es immer noch super, mit Annika zusammenzuwohnen, weil dann nachmittags auch jemand da ist und man ein vielschichtigeres Sozialleben hat als wenn man alleine wohnen würde.

neue Schulstadt, aber die hübsche Innenstadt ist auf der anderen Seite des Bahnhofs und ich werde nicht viel davon sehen.


Also dann, machts gut! Ich würde wirklich gern auch noch über England schreiben aber fürchte, dass ich erstmal keine Zeit dafür haben werde. Ich mag alles Englische wirklich sehr und hatte auch dort viele sehr schöne Aussichten und Erlebnisse, aber das muss ein andernmal berichtet werden :)








How to budget Norway
Automiete war über Hertz, relativ teuer: 600€ die Woche. Dafür keine Übernachtungskosten, es sei denn mal will auf einen Campingplatz. Das kostet dann so 28€ für ein Zelt mit Autostellplatz und zwei Personen. 
Jans Kumpel meinte, dass "rent a wreck" wohl auch gut sei, und günstiger. In Norwegen gibt es kaum das System, das Auto an einem Ort abzuholen und woanders wegzubringen. Man muss also zum selben Ort zurück.
Flüge waren 270€ pro Person aber mit Aufgabengepäck damit wir problemlos alle Campingsachen mitnehmen können. 
Das Segelboot war sehr günstig von privat über eine norwegische Seite gemietet, wir haben zusammen nur 800€ für die Woche bezahlt. Ich weiß die Seite leider nicht mehr aber kann nachfragen, dann einfach nochmal anschreiben. 
Für Lebensmittel muss man ca. den halben Preis deutscher Preisklasse nochmal draufrechnen. Wir haben viel im Supermarkt eingekauft und haben uns nur einmal Pizza und Burger für je 15€ gegönnt (und das ist noch günstig). 


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