Herpschturlaub auf Kreta



Eigentlich hätte der Oktoberurlaub auf Kreta ein Osterurlaub werden sollen. Wir hatten damals unsere Flüge umbuchen können und hatten uns den Herbst ausgesucht. Der Herbst kam und Griechenland war ziemlich Corona-sicher, sicherer sogar als unsere eigene Heimat. Also entschlossen wir uns, die Reise anzutreten - unter Beachtung aller Hygieneregeln und inklusive Vorab-Coronatest, um sicherzugehen, dass wir nichts irgendwohin schleppen. 

Besser als jetzt hätten wir es dort eigentlich nicht treffen können - alle Touri-Hotspots waren angenehm leer, man konnte gut bis Abends draußen sitzen und das Wasser hatte noch angenehme 23 Grad Badetemperatur. Besser als im Frühling! 



Wir waren tatsächlich auch die letzte Woche der Saison da - es gab dann gar keine Direktflüge mehr und das Hotel, in dem wir die letzte Nacht verbrachten, hat einen Tag später zugemacht. Auf jeden Fall gut für uns! Wir konnten die leeren Strände, Restaurants, entspannte Atmosphäre, und schöne Natur einfach nur genießen. 


Unser Airbnb, in dem wir die meiste Zeit gewohnt haben, war in der Nähe von Chania, einer der drei größeren Städte auf Kreta. Es gibt noch Heraklion mit seinem großen Flughafen und Rethymnon, aber da waren wir nicht drin. Es hat uns gereicht, ein paarmal mit dem Auto durch Chania durch zu müssen (und das in der "entspannten" Nebensaison), da wollten wir nicht noch größere Städte anfahren. 


Kreta selbst ist super groß, das wusste ich tatsächlich gar nicht so richtig vorher. Die Insel ist 250km lang und 50km breit. Von West nach Ost gibt es im Norden eine gute Bundesstraße, alle anderen Straßen sind unterschiedlich abenteuerliche Bergstraßen, auf denen man eher langsamer als schneller vorankommt. 

Unser Lieblingsstrand Marathi, auf der Halbinsel hinter Chania

Blick auf Chania von unserem Airbnb aus

Über die Berge in den Süden der Insel 

Immer am Start: Ziegen 

Chania

Den ersten Tag haben wir damit verbracht, durch Chania zu schlendern und an den Strand zu fahren. Es gab frischen Orangensaft, Pizza, und abends dann in einem Fischrestaurant am Strand Tsiporo, griechischen Salat, Zucchiniquiche und Muscheln (für Jan). 


Chanias venezianischer Hafen mit einem letzten arabischen Überrest, der Hasan-Pascha-Moschee


Bergtees in der Markthalle

Die gewieftesten und süßesten Bettler in den kretischen Restaurants


Wandern im Süden der Insel 

Am nächsten Tag sind wir rüber in den Süden der Insel gefahren - ca. 1,5 Stunden Berg- und Talfahrt über einsame Bergstraßen nach Sougia, einem kleinen Fischerort am lybischen Meer. Dort angekommen waren wir so angetan von der ruhigen und entspannten Stimmung dort am Strand, dass wir erstmal baden gehen mussten anstatt wie geplant direkt loszuwandern. Eine wunderbare Erfrischung nach der warmen Autofahrt! 

Danach haben wir dann einen Teil des Küstenfernwanderwegs Richtung Paleochora und durch eine Schlucht gemacht. Uns kamen immer nur Deutsche entgegen, die uns auch ganz selbstverständlich auf Deutsch grüßten. Anfangs kam uns das ziemlich komisch vor, später haben wir dann gemerkt, dass Deutsch anscheinend auf der ganzen Insel eine verbreitete Sprache ist, auch als Fremdsprache für die Kreter. Viele Einwohner der Insel haben irgendwann mal in Deutschland gelebt, brauchen es für ihren Job in der Touristenbranche, oder haben Verwandte in Deutschland. Verrückt! Also ist Kreta wohl unser 18. Bundesland wenn Malle das 17. ist....?!

Abends haben wir dann dort noch im Restaurant gegessen mit ein paar anderen versprengten Touris und Einheimischen. Diesmal gab es Retsina (den typischen griechischen Weißwein mit Harz), Zucchinibällchen, Feldsalat mit Käse, gerösteten Brotstückchen, und Granatapfelkernen. Mhh!



Balos 

Den Tag danach haben wir einen der Traumstrände Griechenlands in Angriff genommen. Es gibt so viele Strände auf Kreta und ca. drei davon sind für ihre außerordentliche Schönheit bekannt. Balos ist einer davon - ganz im Nordwesten gelegen und vor allzu bequemen Tourihorden durch eine 7km lange Holperpiste geschützt. Im Schneckentempo sind wir in unserem kleinen Fiat Panda über die Schlaglöcher gekrochen, um nach einer halben Stunde dann irgendwann am Ziegenparkplatz anzukommen. Von dort aus geht es noch 2km den Berg runter und dann ist man am allerschönsten Strand wie man ihn sich nur vorstellen kann! Am schönsten sieht es sogar fast von oben aus, weil man da so richtig erst die Farben des Wassers sehen kann. 






oben mit und unten ohne Filter ;) 


ελαιόλαδο - Olivenööööööööööl

Kein Griechenland ohne Olivenöl! Ich hatte uns eine Bio-Ölmühle rausgesucht, die auf Anmeldung Führungen durchführt. Davon gibt es gar nicht so viele auf Kreta, anscheinend. So bekamen wir dann eine 45-Minütige Privatführung in einer kleinen Ölmühle. Ich finde sowas immer super cool, zu lernen, wie was hergestellt wird. Und Olivenöl mag ich auch. 



Anscheinend ist es super wichtig, IMMER (kaltgepresstes) natives Olivenöl (extra) zu kaufen. Wenn das nicht draufsteht, ist das die allerletzte Pampe bei der man sich gar nicht vorstellen möchte, wie die genau mit was gemacht wurde. Oliven sind auf jeden Fall dann nur noch mal entfernt daran vorbeigelaufen. 
Besser ist es laut der Olivenöl-Frau auch, wenn es cold PRESSED ist und nicht cold PROCESSED. Weil es dann sanfter im Geschmack ist und es auch sonst sein kann, dass viele tolle Nährstoffe rausgespült worden sind. Und natürlich kaltgepresst weil sonst ja durch das Erhitzen auch wieder gute Dinge im Öl verloren gehen. 

Wir konnten auch die verschiedenen Öle probieren, am Besten war natürlich das ganz neue Olivenöl, das noch trüb war weil es gerade erst hergestellt und abgefüllt wurde. 


Danach haben wir versucht, in den Bergen zu wandern, aber wurden vom Regen wieder ins Auto zurückgescheucht. Dann haben wir daraus einen Berg-Roadtrip gemacht und sind noch verschiedene Schluchten, Höhlen, und Bergdörfer/-hotels anschauen gefahren. 



Akrotiri

Danach hatten wir erstmal genug vom Herumgurken und haben uns zwei entspannte Tage am Strand gemacht - mit ein bisschen herumlaufen und alte Klöster anschauen und viel herumliegen, frischen Granatapfelsaft und griechischen Kaffee trinken und griechischen Joghurt mit Honig essen. Auf das abendliche Restaurantgehen hatten wir inzwischen fast gar keine Lust mehr weil man die Kellner vor lauter Höflichkeit immer dreimal zu sich an den Tisch winken muss bis man endlich mal bezahlt hat, und jeden Abend Raki aufs Haus zu trinken ist auch irgendwann genug. Deswgen haben wir uns am letzten Abend eine Pizza to go geholt und diese dann mit dem Rest Tsiporo auf unserer Terrasse mit Blick auf Chania verspeist. 


                                       



Knossos

Für die letzte Nacht hatten wir uns ein Hotel mit Pool gegönnt, das in der Nähe des Flughafens und der berühmten Knossos-Ruinen liegt - so mussten wir außerdem die Strecke nach Knossos nicht zweimal fahren. 
Die Besitzer waren total nett und wir haben einen schönen Abend im hauseigenen Restaurant und am Lagerfeuer am Pool verbracht. 




Knossos selbst hat uns nicht mitgerissen. Der Engländer, der die Palastruinen Anfang 1900 ausgraben lassen hat, hat sie teilweise super schlecht rekonstruieren lassen - mega offensichtlich mit Beton und fehlerlosen Wandmalereien und wahrscheinlich historischen Ungenauigkeiten. Sowas kennt man irgendwie gar nicht und das kann man auch irgendwie nicht gut finden, diesen uralten Palast so zu verhunzen. Aber ok. 


Das wars!

Dann war unsere Woche Urlaub auch schon vorbei. Wir hatten das Gefühl, dass es dann auch erstmal gereicht hat - aber das, was wir gesehen und erlebt haben, war wunderschön und wenn ich jetzt die Fotos sehe bin ich gleich wieder ganz nostalgisch :) 



Reisetipps

  • wenn man länger auf Kreta ist, lohnt es sich, verschiedene Unterkünfte zu buchen, damit man nicht immer ewig im Auto sitzt. Oder man gibt sich mit "seiner Ecke" der Insel zufrieden, da gibt es meist auch genug zu sehen und zu tun. 
  • Mietautos sind sehr günstig und sehr empfehlenswert - ohne Auto hätten wir praktisch gar nichts machen können. 
  • Reisezeit: Ende Oktober ist ein echter Geheimtipp - da ist es bei uns schon herbstlich kalt und dort noch fast sommerlich und aber schon ganz leer. 
  • Essen: griechischer Joghurt mit Honig, Dakos, Bougatsa, Granatapfelsaft, Oliven, die tollen Salatvariationen, Tsatsiki, Baklava... so viele leckere Sachen!
  • Unterkunft: im Norden der Insel, nicht im Süden oder in der Mitte. Es sei denn, man will eh nicht so viel rumfahren. Aber sonst ist man echt weit weg von der schnelleren West-Ost Bundesstraße und braucht ewig um irgendwohin zu kommen. 


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