Unser erstes Kleingartenjahr

 

Hurra! Letztes Jahr im Herbst haben wir unseren Kleingarten übernommen. Unser erstes Jahr im Kleingarten ist vorbei! Wir haben alle vier Jahreszeiten erlebt und erste Ernten, Rückschlage, Freuden und Frustrationen verzeichnen können. 

Wie kam es zum Kleingarten? 

Ich habe das Gefühl, wir sind die allerjüngsten Kleingartenpächter in unserer Anlage. Ich glaube, nicht viele Menschen in Herrenberg hatten dieselbe Idee wie wir. Bzw. eigentlich war es Papas Idee, dass wir einen Kleingarten übernehmen sollten. Ich war nämlich so traurig gewesen, den Gartenzugang in Böblingen zu verlieren als wir dort wegzogen und dann hatte Papa das vorgebracht. Erst dachte ich "hä Neeee" und dann "hm eigentlich eine gute Idee!". 

Ich nahm Kontakt zum Kleingartenverein auf, bevor wir noch nach Herrenberg zogen (im Februar 2020) und wir gingen ein erstes Mal über die frostharten Böden um die kahlen Gärten zu besichtigen. Ich wurde auf die Warteliste aufgenommen und hatte Glück, meine Anfrage gestellt zu haben, bevor die ersten Coronalockdowns und Gartenanstürme kamen (im März!). 


Drei Gärten wurden an andere Leute vergeben, einen Garten schlugen wir aus (direkt am Eingang, nicht so schön, null Ausblick) und im Herbst letzten Jahres war es dann soweit: ein Garten wurde frei, wir sollten ihn bekommen - der Besuch abends im Halbdunkeln, Jan hatte mich aus dem Zumba rausgeholt weil der Vorsitzende doch jetzt schon konnte und beim offiziell verabredeten Termin am nächsten Tag nicht mehr. Jan: skeptisch. Ich: nehmen wir! 

Herbst 2020

Die Kleingartenanlage liegt im Tal mit einer Senkung nach unten. Theoretisch müsste man in unserem Garten mal was machen, damit die Erde und die Terassen nicht nach und nach nach unten rutschen (daher auch Jans Skepsis). Praktisch hat das aber auch noch Zeit. Da wir diesen Garten eh nicht die nächsten 50 Jahre behalten wollen kann das dann einfach der nächste Pächter mal machen. 


vorne: Erdbeerbeet, hinten: Kräuterbeet

rechts: das Hauptgemüsebeet, hinten (nicht im Bild): die nach unten abfallenden Terrassen

Ich fing an mit Beet umgraben und Kompost darauf verteilen. Ich zerhackte 3847 Würmer (sorry) bis ich auf die Idee kam, mit der Mistgabel weiterzumachen und kroch nach dem Beetumgraben zwei Tage selber wie ein Wurm durch die Gegend weil mein ganzer Körper wehtat. Wir schnitten die Traubenstöcke und die Apfelbäume. Manchmal guckten wir die Info-Youtube-Videos auch erst nach dem Abschneiden an. Sorry, Apfelbaum, nächstes Mal wirds besser. 

Viel mehr gab es eigentlich gar nicht zu tun. Der Winter und der Schnee kamen und alles gefror. 






Im Februar war es dann soweit, dass die ersten Sämchen in die Erde durften. Bei Schneetreiben und ca. 2 Grad Celsius buddelte ich Spinat- und Radieschensamen ein. 

Frühling

Der Frühling kam und mit ihm auch eine Explosion der Frühlingsblüher: Tulpen, Priemeln, Narzissen und andere Blümchen zierten wochenlang den Garten und lockten die ersten Bienen an. Der Garten hatte vorher mehrere Jahrzehnte einem älteren Ehepaar gehört, die ihn als Zweitgarten (oder Drittgarten?) neben noch anderen "Stückle" benutzt hatten. Demzufolge ist die Zwiebelpopulation über Jahre gewachsen und wir konnten uns jetzt daran erfreuen und immer wieder mal etwas für die heimische Vase mitnehmen. 



Kurz vor Ostern setzte ich dann meine Tomatenzucht an. Meine Tante hatte mir einige Samen verschiedener Sorten geschickt und ich fing an, sie in Eierkartons im Haus vorzuziehen. Ziemlich schnell sah unsere Wohnung dann wie eine Setzlingzuchtstation aus und ich schleppte die Pflänzchen morgens raus und abends rein und nahm sie in den Schatten wenn die Sonne zu arg auf den Balkon schien. Majne Güte. 





Wir nahmen die ersten Mahlzeiten im Garten ein und genossen die Sonnenstrahlen: 



Im Mai sollten die 100 Tomatenpflänzchen, die ich gezogen hatte, dann raus (ups). Ich verschenkte einige an alle die bei 3 nicht auf dem Baum waren und versuchte, den Rest im Garten unterzubringen. 
Wir bauten ein Tomatenrankgitter (also Jan) und danach mussten wir erstmal die Tomaten in den nun wieder steinhart gelatschten Boden einbuddeln (ich) und waren danach beide ziemlich fertig. 27 Tomatenpflänzchen hatten wir nun im Garten. 




Das grasige ist übrigens Winterweizen, mein Versuch von Gründüngung über den Winter. Hat eher punktuell geklappt. Aber da war der Boden dann schön weich. 

Erste Ernten: 





Nach den Eisheiligen geht es ja dann so richtig los. Ich pflanzte Zucchini, Kürbis, Mangold, Grünkohl, Pak Choi, Chinakohl, Meerettich, Sellerie, Blumenkohl, Wirsing, Brokkoli, Kohlrabi. Nicht alles auf einmal, aber nach und nach. 

Wasser bekamen die Blumenbabies durch eine Solar-Bewässerungsanlage, die mir Jan geschenkt der Osterhase gebracht hatte. Unser Vorgänger hatte uns zwei große Wassertonnen hinterlassen, die mit den Regenrinnen des Gartenhäuschens gespeist wurden. Wir mussten eigentlich nie die offizielle Wasserleitung benutzen weil uns das vollends ausreichte. 



Frühsommer 

Was uns unser Vorgänger auch hinterlassen hatte war ein altersschwacher Rasenmäher, mit dem ich diesen Sommer sage und schreibe drei Mal den Rasen gemäht habe. Mehr war nicht nötig, aber zu mehr hätte ich auch keine Lust gehabt weil ich immer eine Stunde gebraucht habe bis er mal an war und dann vollkommen verschwitzt und grün voller Rasenstücke dringend eine Dusche brauchte. 

Wir schleppten unseren Gasgrill in den Garten und probierten den Kohle-Kamingrill aus und den Gasgrill und entschieden uns, dass wir den Gasgrill eindeutig praktischer fanden. Wir grillten mit Freunden, bis es abends kalt und dunkel wurde (kein Strom) und die Mücken anfangen uns interessant zu finden. 







Spätsommer 

Der lange, kalte Frühling warf seine Schatten hinterher - unsere Tomaten waren erst teilweise bräunlich, dann komplett schrumpelig und braun-schwarz. Braunfäule. Der Tod jeder Tomatenpflanze. Zwei Wochen später stopfte ich alle Tomatenpflanzen in einen schwarzen Restmüllsack und den wiederum in die Restmülltonne. Ich war traurig, aber fand mich auch recht schnell damit ab. Ich wusste ja vorher, dass Tomaten nicht gern nass werden und hatte trotzdem kein Dach gebaut. Selbst schuld. Zudem: fast allen Leuten sind dieses Jahr die Tomaten abgekratzt - nur die auf dem Balkon sind etwas geworden. Außerdem: 27 Tomaten muss man erstmal hochbinden und die Triebe wegmachen. Nächstes Jahr werde ich es auf jeden Fall mit weniger probieren. 

Balkontomaten 

Balkon-Chili

Als wir aus dem Sommerurlaub zurückkamen, waren unsere Sonnenblumen mega groß geworden, bestimmt 3m. Die Pfefferminze blühte und die Bienen freuten sich. 







Da ich bei Mama und Papa immer so gerne an der Feuerschale sitze konnte ich es nicht lassen, mir auch hier eine Feuerschale zu besorgen und Feuerholz zu kaufen: 


Wenn man es selbst macht ist es irgendwie nicht dasselbe. Aber wir haben es bisher auch nur einmal ausprobiert. Mal schauen wie wir es finden wenn sich alles mal eingewurstelt hat. 

Herbst 

Tja, und jetzt ist schon wieder Herbst! Die Trauben sind reif (jemand 3-4 Kilo Weintrauben?) und wir kommen mit Mangold-essen kaum hinterher. Die Kürbisse sind geerntet und liegen in der Küche herum bis ihr Einsatz kommt. Im Kühlschrank liegen Brokkoli und Zucchini, auf dem Balkon selbst geerntete Äpfel (sehr lecker!) und Paprika (Balkon-gezogen, mhhh). Im Fensterbrett trocknen die selbst geernteten Chili. Da bekommt der Begriff "Erntedank" eine neue Bedeutung wenn man wirklich mal selbst mitbekommt wie viel dann auf einmal so fertig und reif wird - und dann kommt auch schon wieder der Winter! 



Insgesamt ein durchaus erfreuliches erstes Gartenjahr! Es ist vieles etwas geworden und wenn etwas nicht einfach aus dem Supermarkt kommt schmeckt es wirklich besser. Klar sind einige Sachen auch nichts geworden (Paprika im Garten, Salat zu nah an den Nacktschnecken, Liebstöckel im Schatten, die Tomaten, chrm) aber das ist ja ganz normal. Alle Finger sind noch dran und ich bin immer noch gern da. Momentan sind es so 2h, 1x die Woche, aber manchmal auch weniger. Es ist leicht, sich von dem Garten stressen zu lassen und zu denken, dass man soooooo viel machen müsste. Aber eigentlich - muss man gar nichts. Je weniger man macht desto mehr Lebensräume bieten sich den Tieren im Garten. So wähle ich meine Kämpfe gegen das Unkraut eher bewusst und lasse den Rest so wie er mag. Wir haben immer so viele Bienen, Insekten, einen Igel, Schnecken, eine Schlange (nagut die ist eher nebenan bei den Nachbarn in deren Felsenterassen aber es gibt sie), viele Mäuse, Käfer, Vögel, die die Sonnenblumen vernaschen, ... das finde ich viel schöner als ein pico-bello-Garten aus der Zeitschrift. 

Ich bin froh, den Schritt gewagt zu haben und freue mich über mein Hobby! 






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