Grützi miteinand´ - fünf Tage im Januar im Appenzeller Land

Eigentlich hätten wir ja mit dem Womo zum Feldberg gewollt, Schneeschuhwandern und Schneekiten gehen. Da der Winter ja aber dieses Jahr etwas andere Pläne hatte schien uns das ohne Schnee dann doch etwas zu langweilig und wir buchten kurzentschlossen eine Ferienwohnung auf einem Bauernhof in der Schweiz für ein paar Tage. Da der Wetterbericht eher grau und feucht aussah war Jan etwas kritisch dem ganzen Vorhaben gegenüber aber wir hatten eigentlich schon länger mal vorgehabt, uns unser Nachbarland etwas genauer anzusehen und die Gelegenheit dafür wollte ich nicht ungenutzt vorbeistreichen lassen. 




Von uns sind es tatsächlich nur 2,5 Stunden aus bis hierher, in die Nähe von Appenzell, südlich des Bodensees in der Nähe des Säntis und in die Voralpen und eine ganz andere schweizerische Welt hinein - eine Welt voller Alpenkäse, Almwiesen, verstreut liegender Bauernhöfe, fast unverständlichem Schweizerdütsch und wunderschöner Bergwelten. Für mich als Nordlich und Flachlandindianer ein kompletter Kulturschock. Um das zu verarbeiten musste ich erstmal nach unserer Ankunft alle Schweiz-Dokus auf youtube gucken die ich in die Finger bekam. Man weiß halt auch irgendwie einfach nicht so viel über die Schweiz finde ich - also ich zumindest nicht, und ich bin mir sicher, dass es anderen Leuten auch so geht. Das liegt sicher einerseits daran, dass die Schweiz als Urlaubsland nicht das günstigste Reiseziel ist, aber andererseits auch kennt man irgendwie gar nicht so viele Leute die hier Urlaub machen. Also ich zumindest nicht. 


Ferienwohnung 


Unsere Ferienwohnung befand sich in der alten Web- und Stickstube eines 300 Jahre alten Bauernhofs im winzigen Hoffeld in der Nähe von Appenzell - in einem Flusstal, mit ein paar Pferden und Hühnern und einer Gans und einer Katze. Wir hatten eine Sauna, einen Kamin, die Möglichkeit im eiskalten Fluss zu baden (dafür waren wir aber dann doch nicht hart genug), und auch sonst alles was das Herz begehrt. Wir waren hier vollkommen zufrieden, wollten wir doch ein bisschen in der Natur sein und nicht unbedingt in einem Ort oder einer Stadt. 


Ausflüge

Am ersten Tag gingen wir zum Seealpsee wandern - 40 Minuten Fahrt, großer Parkplatz, insta-hotspot, aber wegen der Jahreszeit hatten wir den klaren Bergsee fast für uns allein. Wir genossen das tolle Bergpanorama und das türkis-eiskalt-blaue Wasser. 



Davor waren wir noch in der Appenzeller Schaukäserei gewesen. Ich liebe es, zu sehen, wie Dinge gemacht werden, und noch mehr, wenn ich die Produkte die dort erklärt werden auch probieren kann. Dazu gab es Videos von glücklichen Almkühen und alten niedlichen runzligen Almern und schon war mein Herz gewonnen. 




Am zweiten Tag waren wir morgens im Chocolarium in Flavil, wo ein Schokoladenhersteller seine Produktionsstätte hat und man als Besucher erklärt bekommt wie Schokolade und seine Bestandteile hergestellt wird, man die Schokosorten aus Schokobrunnen probieren kann, von oben auf die Fabrikhalle runtergucken und mehr Schokolade probieren kann und dann hinterher froh sein kann a) dem Fabriklärm entronnen zu b) nicht an Zuckerschock gestorben zu sein. War aber auch schön und lecker. Nachmittags entspannten wir ein bisschen in der Ferienwohnung und abends fuhren wir in einen Nebenort um dort bei Sonnenuntergang den Kneipp-Spazierweg zu gehen und unsere Arme zu kneippen, Bauernhofkatzen zu zählen und das Hügelpanorama im Abendlicht zu genießen. 


Am Freitag ging es dann zu einem Wanderparkplatz zwischen Churfürsten und Säntis, von wo aus wir loswanderten. Die Sonne schien wunderschön auf Säntis und Wildhauser, beide noch vom Schnee bedeckt mit ihren 2000+ Metern, und wir wanderten in der fast menschenleeren Hügel- und Bergwelt herum bis wir zum Ausblick auf die charakteristischen Spitzen der Churfürsten kamen und längere Snack- und Drohne-Pausen im Sonnenschein einlegten. Herr-lich. Auf dem Rückweg war ich schon ein wenig fußlahm aber es gab zwischendurch ein help-yourself-Kiosk mit Katze und das war so unglaublich niedlich, dass es mich über alle Strapazen hinwegtröstete. 



An unserem letzten Tag zog uns noch einmal die Bergwelt am Äscher zu sich, auch wenn wir inzwischen ein bisschen faul waren und überlegt hatten die Bergbahn hoch zu nehmen (also ich). Einmal am Wanderparkplatz angekommen war mir aber so kalt, dass ich doch den 600m Aufstieg bevorzugte, besonders, weil man sich den Aufstieg ja dann auch wirklich verdient hatte. Das war dann auch die richtige Entscheidung - nachdem wir einmal auf dem Weg nach oben die Wolkendecke durchbrochen hatten konnten wir wunderschöne Wolkenfelder von oben genießen und später auch die Aussicht auf das gesamte Tal von oben. Einfach wunderbar. Da schmeckt das Käsefondue am Abend doch gleich doppelt so gut. 








Heute geht es dann wieder nach Hause und morgen geht die Schule wieder los. Meeh!




- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 

Freizeitbeschäftigungen: Stricken - lesen - Erzählt euch mehr-Fragen - Kamin-zuschauen - Jurassic Park 3 - Schweiz-Dokus - Tagesschau auf schweizerisch gucken und nichts verstehen

 

Schweiz-Tipps: Das Appenzeller Land - so entspannt, so leer, so viel schöne Natur! - Komoot, die Wanderapp (Weltkarte kaufen) - Adapter mitbringen und Handyvertrag checken wegen mobiler Daten, Roaming ausschalten weil es sonst evtl. teuer werden kann - Offline-Karten runterladen - mehr Zeit hier verbringen und mehr Kantone entdecken :)



Kommentare